Die Lese- und/oder Rechtschreibstörung ist eine Störung im Erwerb des Lesens und Schreibens. Dabei kommt es (u.a. infolge auditiver Verarbeitungs- undWahrnehmungsdefizite) zu Lautverwechselungen und –auslassungen undFehlern bei der lautgetreuen und/oder orthographischen Umsetzung dergesprochenen in die geschriebene Sprache (Schreiben) und umgekehrt (Lesen).
Eine Lesestörung ist charakterisiert durch eine niedrige Lesegeschwindigkeit, häufiges Stocken, Verlieren der Zeile im Text, aber auch das Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von einzelnen Buchstaben, Silben oder Wörtern. Das Gelesene kann zum Teil nur unzureichend wiedergegeben bzw. interpretiert werden.
Bei der Rechtschreibstörung kommt es u.a. zu Lautvertauschungen (z.B. d statt b), Auslassungen, Verdrehungen, Hinzufügungen und Regelfehlern. Wörter werden teilweise fragmentarisch, im selben Text auch mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben. Häufig kommt eine unleserliche Handschrift hinzu. In den ersten Grundschuljahren können „lautgetreue Fehler“ toleriert werden. Hierbei werden Wörter so geschrieben, wie sie gesprochen oder gehört werden (z.B. Der Hunt belt).
Voraussetzung für die Diagnose einer LRS ist, dass die Lese- oder Rechtschreib-leistung deutlich niedriger ist als es der übrigen Altersgruppe entspricht und dass die Lese- und / oder Rechtschreibleistung deutlich schwächer ist als es der Intelligenz-quotient und der allgemeine Entwicklungsstand erwarten ließen.
Ursächlich wird im Wesentlichen eine zentral bedingte kognitive Störung der Informationsverarbeitung (z.B. auditive Wahrnehmungsstörung) angenommen, wobei auch genetische Faktoren beteiligt sein können. Häufig tritt eine LRS als Folge einer Sprachentwicklungsstörung auf. Auch Umweltfaktoren können an der Entstehung einer LRS beteiligt sein.
Ein Kind sollte bei Verdachtsmomenten frühzeitig fachkompetent untersucht und behandelt werden. Psychische Belastungen aufgrund der Misserfolgserfahrungen sowie Spannungen im Umfeld müssen abgebaut und ein stabiles Selbstwertgefühl aufgebaut werden.
Zahlreiche, auch zertifizierte Fortbildungen ermöglichen uns, die Lese- und/oder Rechtschreibstörung auf hohem wissenschaftlichen Niveau entsprechend der S3 Leitlinie erfolgreich zu behandeln.
Die S3 Leitlinie wurde im Mai 2015 von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V zur Diagnostik- und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung mit Gültigkeit bis April 2020 herausgegeben. Sie beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Praxis bewährten Verfahren.
Ziel ist es, fächerübergreifende Standards festzulegen. Die Grundlage dafür bildet die weltweit verfügbare Forschungsliteratur aus den Bereichen Pädagogik, Psychologie und Medizin. Auf diese Weise konnten die beteiligten Wissenschaftler sowohl Erfolg versprechende als auch weniger geeignete Testverfahren und Behandlungsmethoden identifizieren.